„Wir wollen die Wohnstadt im Ruhrgebiet sein und dabei so wenig Fläche wie möglich verbrauchen“, so SPD Fraktionschef Daniel Molloisch. Bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans wurde deshalb oberste Priorität auf die Innenraumverdichtung gelegt. Nur Grundstücke im Innenbereich sollten einer baulichen Nutzung zugeführt werden. Dafür ist es notwendig, dass wir die wenigen noch verfügbaren Flächen auch der Wohnbebauung zugänglich machen.
In einem langen Planungsprozess wurde deshalb das Gebiet „Wohnen an der Emscher“ entwickelt. Es handelte sich um eine Fläche, die durch den Emscherumbau, die Möglichkeit des Wohnens am Wasser ermöglichte.
Für die SPD-Ratsfraktion also der idealer Fall für eine nachhaltige Entwicklung eines Siedlungsgebietes.
Damit auch alle Aspekte der bestehenden Flora und Fauna berücksichtigt werden konnten, bestand die Politik auf ökologische und energetische Vorgaben in diesem Bebauungsplan. Es sollte untersucht werden, ob ein Blockheizkraftwerk oder die Nutzung der Abwärme des Abwasserkanals möglich wäre. Im Rahmen des Planungsprozesses, der seit über 2 Jahren läuft, haben sich die Möglichkeiten sich als nicht realisierbar herausgestellt.
Zu der Baufläche wurde dem Umweltausschuss und dem Betriebsausschuss 3 ein Umweltbericht vorgelegt, der die Eingriffe in die Natur bewertet hat. Der Umweltbericht kommt zu dem Schluss, dass sich auf der Fläche keine erhaltenswerten Gehölzstrukturen befinden. Auch ein besonderer Baum wurde nicht erwähnt oder in der politischen Diskussion genannt.
Aufgrund der öffentlichen Berichterstattung wurde dann noch mal der Baum von der zuständigen Unteren Landschaftsbehörde untersucht. Die Behörde kam zum Schluss, dass der Baum nicht die Kriterien für ein erhaltenswertes Naturdenkmal erfüllt. Laut dem zuständigen Ministerium gibt es in NRW zur Zeit 1176 sog. Altbäume, die als Naturdenkmal geschützt sind. Diese Bedingungen werden im Baugebiet an der Heerstraße nicht erfüllt.
Wie in jedem Bebauungsplan gibt es eine klare Eingriffs-Ausgleichsregelung nach der eine unabhängige Bewertung der Folgen der Bebauung erfolgt. Danach muss auf der Baufläche oder einer Ersatzfläche ein ökologischer Ausgleich erfolgen.
Durch dieses Verfahren ist sichergestellt, dass Eingriffe in die Naturräume so gering wie möglich erfolgen müssen.
Die vorgelegten Skizzen zu einer sog. Alternativplanung verschweigen leider, dass die Gesamtfläche angeschüttet werden muss. Außerdem ersetzen solche Skizzen keine mehrjähren Planungsprozesse.
Aus sozialdemokratischer Perspektive muss eine Bewertung hier jedoch mit Augenmaß erfolgen. Denn wenn angenommen werden kann, dass durch die wegfallende Fläche weniger Wohnraum entsteht und die Menschen sich ein Eigenheim wünschen, dann ziehen sie weiter ins Umland und pendeln zukünftig deutlich weitere Strecken ins Ruhrgebiet. Dies muss einleuchten, wenn man den Blick weitet und nicht nur aus dem Küchenfenster guckt. „Der Ausstoß von Kohlendioxid ist bei einem Pendler, der aus dem Münsterland jeden Tag zur Arbeit mit dem Auto ins Ruhrgebiet fahren muss, dauerhaft um ein vielfaches höher. Darum brauchen wir Wohngebiete im Ballungsraum. Das ist nachhaltiger Klimaschutz!“, so der SPD Sprecher des Betriebsausschusses 3, der Verkehrsexperte Bernd Goerke.
Diese Faktoren ließen für die SPD-Fraktion letztlich nur den Schluss zu, dass, im Sinne der zukünftigen Entwicklung unserer Stadt, der beschlossene Bauplan weiter umgesetzt wird und die Fällung des Baumes in diesem Fall vertretbar ist. Wir begrüßen den bürgerschaftlichen Einsatz für das eigene Quartier und wünschen uns in Zukunft ein vergleichbares Engagement bereits im Vorfeld zukünftiger Stadtentwicklungsprojekte.